Die erste Septemberwoche hatte es in sich. In den letzten Augusttagen wurden auf der Autobahn in Burgenland 71 Tote in einem Kühltransporter gefunden, gleich darauf fand in Wien eine Demonstration gegen den unmenschlichen Umgang mit Flüchtlingen statt, ein Facebookaufruf, dem 20000 folgten, und wenig später wurden in einer beispiellosen Hilfsaktion ca. 12000 Vertriebene durch Österreich nach Deutschland gebracht.
Der Beitrag ist eine Zusammenstellung aus O-Tönen, Atmos und Interviews, die vom Redaktionsteam, den RadiomacherInnen von Orange 94.0, an den diversen Schauplätzen (Westbahnhof, Traiskirchen) der ersten Septemberwoche aufgenommen wurden. RedakteurInnen: Gerhard Ketter, Helmut Hostnig, Herby Loitsch, Kathi Gruber, Verena Bauer. Gestaltung: Helmut Hostnig.
Du kannst die Sendung im Cultural Broadcasting Archive des Verbands Freier Radios Österreich nachhören:
Diese Semireportage von unserem Radiofreund Helmut Hostnig aus Wien entstand nach etlichen Besuchen im Georg Danzer Haus im 19. Wiener Gemeindebezirk: in Gesprächen mit den dort in familiärer Atmosphäre untergebrachten kriegsflüchtigen Jugendlichen, der Initiatorin Marianne Engelmann, und dem pädagogischen Leiter, Christoph Neubacher-Kefer erfahren wir über Fluchtgründe und die menschenunwürdigen Bedingungen, die die Jugendlichen auf ihrer oft monatelangen Flucht vorgefunden haben. Ebenso kommen die Bemühungen ihrer Betreuer, sie ihre traumatischen Erfahrungen vergessen zu lassen zur Sprache.
Noch warten 1200 unbegleitete Jugendliche in Traiskirchen auf altersgerechte Unterbringung und Versorgung. Wo der Staat versagt, versuchen private Initiativen die immer größer werdenden Lücken zu schließen.
Zur Erinnerung: Nach dem Volksaufstand 1956/57 hat Österreich 180.000 Ungarn aufgenommen.
Nach dem Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen in die damalige Tschechoslowakei brachten sich im Jahr 1968 162.000 Tschechen und Slowaken durch Flucht nach Österreich in Sicherheit.
1972 nahm Österreich aufgrund international vereinbarter Quoten erstmals nicht-europäische Flüchtlinge vorübergehend auf, die aus Krisengebieten stammten: 1500 asiatisch-stämmige Ugander, danach Chinesen aus Kuba, Vietnamesen, Kambodschaner und Kurden aus dem Iran sowie Chilenen und Argentinier nach dem Putsch 1973.
1980/81 setzte die nächste große Fluchtbewegung aus Osteuropa ein: Als in Polen das Kriegsrecht ausgerufen wurde, kamen 33.000 Flüchtlinge nach Österreich
Die kriegerischen Auseinandersetzungen nach dem Zerfall Jugoslawiens trieben viele Menschen in die Flucht. Um den Jahreswechsel 1991/92 kamen rund 90.000 – die umfangreichste und aufwändigste Aufnahmeaktion in der langen Geschichte des Asyllandes Österreich.
Als im Frühjahr 1999 die Vertreibung der Kosovo-Albaner eskalierte, nahm Österreich mehr als 5000 Menschen auf.
Und jetzt wird in ganz Europa darüber gestritten, wohin 60 000 Flüchtlinge verteilt werden sollen? Da stimmt doch etwas nicht. Das ist geradezu absurd und eine Bankrotterklärung der europäischen Flüchtlingspolitik..
Am 15. und 16. Mai 2015 fand in Seekirchen am Wallersee bereits zum vierten Mal die Fachtagung „Radio und Schule“ statt. Schulradiobeauftragte aus 12 Freien Radios reflektierten in unterschiedlichen sogenannten Ateliers mit Lehrerinnen und Lehrern und Medienpädagoginnen und –pädagogen, wie das Medium Radio stärker im Unterricht genützt werden kann.
Eines dieser Ateliers wurde von Helmut Hostnig und Daniela Fürst zum Thema Schule – Radio – Zivilcourage geleitet. Das während der Fachtagung entstandene Feature beschäftigt sich mit den Fragen: Was haben Schule, Radio und Zivilcourage miteinander zu tun? Konkreter: Wie kann Radio als Lernform im schulischen Kontext zivilcouragiertes Handeln fördern? Was ist Zivilcourage eigentlich? Ist jedes Aufbegehren, ist jede Protesthaltung schon Zivilcourage? Welche Entscheidungsprozesse finden statt, bis es zur Aktion, zum Einschreiten kommt? Kann Zivilcourage gelernt werden?
Mehr Informationen und weiterführendes Material zu den Themen "Radio und Schule" und "Zivilcourage" finden Sie unter dem Blog radiobox.at